Schon wieder in der Morgendämmerung unterwegs. Zum Rheindelta. Das Rheindelta ist ein Vogelparadies. Trifft sich gut, denn ich habe es heute auf Vögel abgesehen. Am Rheinspitz. Der Rheinspitz mit dem Rheinholz ist innerhalb des Naturschutzgebiets Rheindelta etwas besonderes. Ich bin gerne dort. Schon immer. Und immer wieder. Ich mag die Stimmung dieser Aue.
hier findest du Informationen rund um das Rheindelta am Bodensee
Habe es nicht mehr ganz geschafft im Dunkeln anzukommen. Schrecke daher einen Schwarm Blässhühner auf. Blässhuhntypisch scheinen sie über das Wasser zu rennen und lassen sich einige Meter weiter wieder nieder. Sie beruhigen sich und beginnen wieder mit der Nahrungssuche.

Gut. Blässhühner hab ich schon mal. Hier bin ich jedoch wegen etwas weniger alltäglichen Vögeln. Von meinem Ansitz aus übersehe ich ein Gutteil des Schilfes schräg gegenüber und etwa einen 60-Grad-Bereich im Wasser. Rechts von mir beginnt wieder ein Schilffeld und schränkt meine Sicht ein. Auch etwas vom Kiesufer habe ich im Blick. Ich sitze unter einer Weide etwa einen Meter vom Wasser entfernt und habe mich mit einem Poncho etwas unkenntlich gemacht.
Jedenfalls die Blässhühner kaufen mir ab, dass hier innert von Minuten ein Hügel emporgewachsen ist. Sie kommen wieder näher. Leider ist es das vorerst.
„ziiiii“
DA! Das mir inzwischen bekannte hohe, fast schrille „ziiiiiii“, das einen der schönsten Vögel an unseren Gewässern ankündigt. Gespannt warte ich, dass ein blau-oranger Pfeil in mein Sichtfeld schießt. Nichts. Ich entspanne mich wieder. „ziii-ziiiii“. Schon wieder. Langsam drehe ich meinen Kopf. Ich kann den Vogel der zu dieser Stimme gehört nicht sehen. Ich weiß auch, dass ich jetzt sehr ruhig sein muss, damit er sich blicken lässt, denn sie sind scheu. Wenn ich zu unvorsichtig bin werde ich ihn nur als Pfeil sehen.
Ich lasse meinen Blick langsam von links nach rechts wandern. Da sehe ich ihn. Der beschriebene Pfeil schießt rechts an mir vorbei und verschwindet im Schilf. Keine Chance, um zu reagieren.
„ziiiiii“. Diesmal sehr Nahe. Ich sehe nichts. Plötzlich plumpst etwas direkt vor meinen Füßen in das Wasser, um sich dann wieder von der Wasseroberfläche zu erheben. Mit einem silber glänzenden Fisch im Schnabel setzt er sich auf einen Ast direkt über mir. Ich halte den Atem an und schiele nach oben. Den Kopf zu bewegen wage ich nicht. Ich kann den Vogel von meiner Position aus nicht genau sehen. Eine schnelle Bewegung und weg ist er.
Ich widme mich wieder dem Geschehen vor mir. Ich sehe einige Enten. Darunter natürlich Stockenten, aber auch mehrere Kolbenenten, verschiedene Möwen, Silberreiher, ein paar Taucher, Schwäne und … hoppla … da war doch ganz kurz ein … hmmm …. das muss ein Wattvogel sein … nur welcher … ?
Futterneid
Die Möwen kreisen über der Bucht. Ab und an geht eine in den Rüttelflug und stößt dann nach unten. Mehrfach beobachte ich, wie die Möwen versuchen sich gegenseitig die Beute weg zu schnappen. Ich denke mir nichts dabei bis ich am Abend entdecke, um was für Beute es sich dabei handelt. Krebse!
Wahnsinn!
Ich habe schon mehrfach Eisvögel gesehen. Meist wenn sie an mir vorbeizischen. Ich habe auch schon mehrfach ihre Rufe gehört, auch wenn ich sie nicht sah. Ich bin mir auch sicher, dass ich irgendwann das Glück haben werde einen Eisvogel abzulichten. Heute schaute er mehrfach rund um meinen Platz vorbei, es war mir nicht vergönnt. Und doch hat er mich reichlich beschenkt, denn im Laufe des vormittags hatte er sich wieder genau auf diesem Ast niedergelassen. Diesmal konnte ich ihn sehen. Er war etwa eineinhalb bis zwei Meter von mir entfernt. Er sah mich an. Ich blickte ihm direkt ins Auge. „Scheiße – er sieht mich!“ Er schien zu überlegen. Dann blickte er in das Wasser und begann nach Fischen ausschau zu halten. Erfolglos. Der Eisvogel begann sich zu putzen. Dann schielte er nochmals ins Wasser und schoss davon.
Während dieser ganzen Szene muss ich wohl auf das Atmen vergessen haben, denn nun schnappte ich nach Luft. Wahnsinn – was für ein Erlebnis! Wie ist doch das Leben und Mutter Natur wundervoll!

So sollte er dann auch bei mir aussehen, sollte es mir irgendwann gelingen einen zu fotografieren!

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Du hast die Begegnung mit dem Eisvogel so gut, lebhaft und eindringlich beschrieben, dass es gar nicht weiters auffällt, dass du kein Foto von ihm machen konntest. 😉
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…. naja … ich hatte soviel Freude ihm so zu begegnen, dass es mir dann egal war … und Eisvögel gelten als standorttreu … jetzt kenne ich ja einen seiner Äste von denen er jagt .. 😉
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Wunderschön!
Ich bin sehr begeistert…
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vielen Dank …. ich hab mich inzwischen auch auf deiner Seite umgesehen und … bin total begeistert von deinen Skizzenblöcken …. schöne Grüße .. Robert
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