Fragmente von Prag an den Bodensee –  Gallneukirchen  nach PASSAU … und wie es zum Abbruch kam

Habe gut aber kurz geschlafen. Steh auf und beginne zu packen. Bin froh, dass ich das Zelt zurück lasse. Freue mich auf die kommende Etappe. Freue mich auf Passau, Salzburg, Königssee, …..

06:45 Uhr. Fertig. Schnell einen Kaffee. Höre Geräusche. Sowohl Richard als auch Margit sind aufgestanden. Verabschiede mich nochmal. Dann geht’s los.

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07:40 Uhr. Passiere Linz Richtung Passau.

08:40 Uhr. Es läuft grandios. Mache die Erste Rast. Esse etwas. Mein Frühstück. Bin zuversichtlich heute weiter als bis Passau zu kommen, wenn es läuft.

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09:05 Uhr. Setze bei Ottensheims Drahtseilbrücke auf das andere Ufer über. Und ich war der Ansicht dass das einfach eine Fähre wäre. Weit daneben!

10:00 Uhr. Es wird schwül-heiss. Bin froh, dass die Strecke weitgehend im Schatten verläuft. Schwitze wie SCROFA!

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… die Wikinger kommen! Ob Sie es wirklich bis an die Donau geschafft hatten weiß ich nicht, doch ungefähr so müssen diese furchterregenden Krieger auf ihren Schiffen gewirkt haben … 😉

11:00 Uhr. Die Fahrt wird mühsamer. Nicht wegen der Steigungen. Das ist aktuell wie Kindergeburtstag. Die Temperaturen setzen mir zu. Und dann macht die Donau hier wirklich unnötige Schleifen. Verlängert mir den Weg bei dieser Hitze!

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12:15 Uhr. Raste an der Donauschleife Schlögen. Alles voller Schweizer. Warten zusammen auf das Schiff, dass sie zurück nach Passau bringen soll. Suche einen schattigen Platz auf einer Terasse mit Blick über die Donau. Esse eine kleine Portion Spätzle mit Gulasch. Trinke ein Radler dazu. Noch ein Radler. Einen Eiskaffee. Genieße mein windiges, schattiges Plätzchen. Mir macht die Hitze nur mehr halb so viel.

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der Fährmann … konzentriert beim queren der Donau …

15:00 Uhr.  Setze mit einem kleinen Boot nur für Fußgänger und Radfahrer über. Bin wieder voll motiviert!

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15:20 Uhr. Habe einen Platten. Meine handwerklichen Fähigkeiten auf dem Prüfstand. Ist ja nicht der Erste Platten, den ich zu reparieren habe!

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Engelhartszell … die letzte Gemeinde in Österreich … und damit begann das Ende dieser Reise …. auch ziehen bereits befrohlich wirkende Wolken auf ….

16:10 Uhr. Bei Engelhartszell. Der Platten ist repariert. Doch das Rad eiert gewaltig. Bekomme den Mantel nicht „rund“. Als Berufswunsch muss ich wohl Fahrradmechaniker von meiner Liste streichen. Weiterfahren hat so keinen Sinn. Nochmals absteigen. Nochmals Luft raus. Nochmals „walken“. Aufpumpen. Losfahren. Noch Immer!

16:25 Uhr. Das Rad eiert noch immer. Fahre entsprechend langsam. So komme ich nirgendwo hin. Bin stinksauer! Also nochmals Walken. Diesmal klappt es. Das Gehopse hört auf und ich fahre deutlich entspannter weiter.

16:40 Uhr. Habe kaum noch etwas zu trinken. Mach eine kurze Rast an einer der vielen Radlerstationen. Trinke ein Radler. Versuche mich zu entspannen. In einer halben Stunde könnte ich in Passau sein – wenn das mit dem Platten nicht passiert wäre. Zuversichtlich steige ich wieder auf das Rad. Wenn jetzt nichts mehr dazwischen kommt bin ich um sieben spätestens in Passau.

17:10 Uhr. Alles war gut. Hat gepasst. Dann das. Wieder keine Luft im Reifen. Verstehe ich nicht. Habe so einen Reparaturschaum dabei. Für Notfälle. Jetzt muss der ran. Laut Anleitung zunächst gut schütteln.  Mach ich. Dann Ventil halb lösen. Ansetzen. Sprühen. Ok. Warte etwas. Das ist ja einfach! Löse die Verbindung zwischen Dose und Ventil. Plötzlich alles voller weissem Schaum! Irgendwie hat sich das Ventil gelöst und es hat mir gar nichts gebracht.  Noch Schlimmer. Jetzt ist alles komisch schmierig.  So ein Sch…

17:40 Uhr. Böiger Wind und erste schwere Regentropfen kündigen zusammen mit äußerst bedrohlich wirkenden Wolken ein Gewitter an.

18:00 Uhr. Es regnet kurz und heftig. Stelle mich unter. Dort hat es einen Schlauchautomaten. Und ich zu wenig Kleingeld! Überlege kurz mir auf nicht so ganz korrektem Weg einen Fahrradschlauch zuzulegen. Bin NOCH nicht so verzweifelt!

18:40 Uhr. Bin mit meinem Latein am Ende. Bekomme den Reifen nicht dicht. Dazu stehe ich gerade mitten in einem Schauer. Der Baum bei dem ich mich untergestellt habe lässt auch schon durch. Letzte Rettung: verknote den Schlauch an der undichten Stelle und hoffe, dass er sich dadurch selber abdichtet. Pumpe ihn so halb auf. Hält. Jedesmal beim Knoten rumpelt es ganz schön, aber fahren kann ich zumindest. Jedenfalls bin ich schneller als zu Fuß. So 10-15 km/h gehen sich aus. Ich muss alle paar Kilometer aufpumpen. Aber ich komme vorwärts.

19:35 Uhr. Gewitter! Direkt über mir. Hatte zunächst kurz gehagelt, dann dicke, schwere Tropfen. Untergangsstimmung um mich herum. Ich Mitten drin. In Sekunden bin ich endgültig nass bis auf die Unterhose. Die Blitze und der böige Wind machen mir Sorgen. Es hilft nichts. Muss weiter. Bis Passau sind es noch knapp 18 Kilometer.

19:50 Uhr. Schluß. Aus. Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Stehe in einer Ortschaft und suche nach einem Platz wo ich das Fahrrad abstellen kann. Komme nicht mehr weiter. Die Luft ist raus. Beim Reifen und bei mir. Finde einen Fahrradhändler. Stelle das Fahrrad dort ab. Bestelle mir ein Taxi.

20:25 Uhr. Sitze im Taxi und schöpfe Hoffnung doch noch wohlbehalten in Passau an zu kommen. Bin gerade wahnsinnig froh in einem Farradayschen Käfig zu sitzen. Im Sekundentakt gehen die Blitze nieder. Dazwischen Hagel. Böen. Dann Passau. Endlich! Das Taxi stellt sich in eine Unterführung und wartet den Hagel ab. Entscheidet sich dann doch zur Weiterfahrt, weil das Wasser steigt.

21:15 Uhr. Kommen an. Zahle das Taxi. Vierzig Euro. Mehr als mein heutiges Zimmer. So sehr habe ich mich bisher kaum auf ein Bett gefreut wie an diesem Tag. In diesem Augenblick. Duschen. Schlafen. Endlich!


09. Juni 2018 – ABBRUCH meiner Reise

Diese Entscheidung habe ich schweren Herzens getroffen, doch ich weiß es war vernünftig. So ist das mit der Vernunft. Die Entscheidung war definitiv richtig. Doch dieses „Richtig“ fühlt sich wie eine Niederlage an.

Was hat aber dann schlußendlich dazu geführt, dass ich von Passau aus mit dem Zug über München die Heimreise angetreten habe und um 22:00 Uhr zuhause war …

  1. Ich hatte gerade eine Horrornacht hinter mir. Das Bett ist Butterweich gewesen. Ab halb drei hatte ich im Bett so starke Schmerzen im Lendenwirbelbereich, dass ich befürchtete einen Bandscheibenvorfall zu haben. Ich konnte gesamt 3 Tage und Nächte nicht mehr in einem Bett liegen, sondern schlief auf dem Boden. Inzwischen ist es weitgehend abgeklungen.
  2. Als ich mein Pedelec repariert hatte war die einstündige Rückfahrt ohne Gepäck schon schmerzhaft. Ich war mir sicher, dass ich es keine 2 Stunden auf dem Rad geschafft hätte, geschweige denn einen ganzen Tag. Auch konnte ich in meinem Host nicht bleiben, da ich nur für eine Nacht gebucht hatte und ich das Zimmer bis 12:00 Uhr räumen musste für die nächsten Gäste.
  3. Es waren für den Samstag und die nächsten Tage schwere Gewitter für die Region Passau bis ins Allgäu angekündigt. Und genau das war die Strecke, die ich ausgewählt hatte.Screenshot_20180609-071613
  4. Am nächsten Morgen musst ich abermals EUR 40,00 für die Taxifahrt ausgeben, da es keine Busse am Samstag Vormittag nach Obernzell fuhren. Das schmälerte meine Reisekasse abermals erheblich und ich war mir nicht mehr sicher, ob ich mit dieser schmalen Reisekassa noch bis Bregenz gekommen wäre.

3 Kommentare zu „Fragmente von Prag an den Bodensee –  Gallneukirchen  nach PASSAU … und wie es zum Abbruch kam

  1. Links der Donau und bis einschließlich Fähre kann ich mithalten. Aber was dann geschah… passe ich. Das war eine Menge, die da schiefgelaufen ist. Bis auf Gulasch und Radler war doch alles nicht so wie man es sich vorstellt.
    Wer eine Reise macht, der kann was erzählen…
    Gut, dass du wieder fahren kannst :-)))
    Gruß aus der Nachbargemeinde

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  2. Schade, finde ich bedauerlich. Aber ich kann die Entscheidung sehr sehr gut nachvollziehen. Und vielen vielen Dank für die tollen Reiseberichte und super Bilder.
    Herzliche Grüße aus´m Pott

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