Freitag 05.04.2024
16:00Uhr. Sitze im Zug nach Feldkirch. Was erwartet mich? So schrumpelige Grüne in Ökolatschen? Militante Naturschützer? Ornithologen, die den Stammbaum des kreuzbeinigen Breitbackenschnäblers bis zu den Dinosauriern rezitieren können und dabei genussvoll mit der Zunge schnalzen? Typen (und Typinnen), die täglich mindestens vierzig Kilometer aufwärts gehen und dabei so nebenbei zwei Dreitausender besteigen? Mykologen, die modrig riechen? Biologen die á la Joe Vogel aka Vivalranger schon als Kleinkind vierzig Tage in der Wildnis überleben konnten und dabei zur Verbesserung der Biodiversität beigetragen haben?
17:24 Uhr. Kennenlernen untereinander. Jeder erzählt von sich. Stelle fest, dass die meisten ganz normal sind. Teilweise in Pension und mit Tagesfreizeit – soweit einem Pensionisten möglich. Einige noch Berufstätig. Manche regelmäßig am Wandern in den Bergen. Personen aus Forst-, Land- oder Jagdwirtschaft, die das Eine mit dem Anderen verbinden wollen. Einen Biologen (ha – ich wusste es!). Tja – und ich. Ein Fußkranker zur deutlichen Fülle neigender Schreibtischtäter mit offensichtlich zu wenig Freizeitauslastung und eindeutigen Merkmalen eines Maulwurfs, der den Schutz der dunklen Erdgänge verlassen will.
21:10 Uhr. Sitze im Zug und bin davon überzeugt das richtige zu tun.


„Je hilfloser ein Lebewesen, desto größer ist sein Anrecht auf menschlichen Schutz vor menschlicher Grausamkeit.“
Mahatma Gandhi
Teil 1: Kommunikation und Sicherheit
Freitag 12.04.2024
16:54 Uhr. Öha! Heute sind wir viel mehr. Bereits aktive NaturwächterInnen mischen sich unter die, die es noch werden wollen. Und Kriminalpolizei. Kurz mal überlegt, ob alle meine Schandtaten verjährt sein müssten? jepp – das klappt.
Die Vortragenden Kriminalbeamten bauen sich auf und der beinahe dreistündige Vortrag beginnt. Oh Mann. Bin richtiggehend erschrocken was für Befugnisse so ein Naturwächter hat, auf was geachtet werden muss und wie damit umzugehen ist.

Aufklärung über die Schutzgebiete und Schutz der Natur stehen dabei immer im Vordergrund, damit möglichst lange das, was noch ist, erhalten werden kann.
Als Naturwächterin in Vorarlberg hast du wichtige Befugnisse gemäß dem Gesetz über Naturschutz und Landschaftsentwicklung. Dazu zählt das Recht, die Identität bei auf frischer Tat betroffenen Personen festzustellen. Du kannst auch Fahrzeuge außerhalb öffentlicher Straßen anhalten. Zudem bist du berechtigt, Gepäckstücke und Fahrzeuge zu durchsuchen, wenn tatrelevante Gegenstände vermutet werden.
Dann bekommen wir sehr eindrücklich geschildert, wie man sich in potentiell kritischen Situationen schützen und deeskalierend kommunizieren und handeln kann. Aber jetzt mal ehrlich: das werde ich doch wohl nicht alles brauchen … hmmm … oder doch?
Natürlich beziehen sich diese Befugnisse ausschließlich auf die Schutzgebiete. Berichtspflichtig ist die Naturwacht der zuständigen Bezirksbehörde.
Leichte Übertretungen kommen so gut wie nie zu einer Anzeige. Auch einmalige Delikte werden nicht automatisch angezeigt. Jedoch schwerwiegende Delikte oder wiederholte Handlungen sollten ausschließlich zur Anzeige kommen. Pro Naturwächter kommt dies meist nur ein paar Male im Jahr vor. Es gibt aber Gebiete bei denen sich die Übertretungen häufen.
21:47 Uhr. Sitze im Zug und bin mir nicht sicher, ob ich das Richtige tue.


„Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.“
Gustav Heinemann
Teil 2: Landwirtschaft und Naturschutz
Freitaq 29.April 2024
16:35 Uhr. Bin schon seit etwa halb drei in Feldkirch. Einem Stadtbummel (hat sich viel verändert) folgt ein kurzer Plausch vor dem Schulungsraum. Etwas besser kennenlernen ist angesagt. Aus allen Landesteilen strömen zukünftige und aktuelle Naturwächter herbei. Bin gespannt, was über das Spannungsfeld von Naturschutz zu Land- und Forstwirtschaft alles zu sagen gibt.
17:07 Uhr. Etwas verspätet wird begonnen. Der Vortrag stößt auf reges Interesse. Wir sind doppelt so viele, als eigentlich im Lehrgang. Ein Vertreter der Landwirtschaft referiert untermahlt von Videos und Bildern über die landwirtschaftliche Situation im Ländle und geht leider nur sehr peripher auf den Naturschutz ein. Naja – der Referent hat die Interessen der Landwirte ordentlich vertreten. Ich fühle mich zumindest teilinformiert. Wir sind nett und stellen nicht allzu kritische Fragen. Jedoch wird klar: die Landwirtschaft benötigt Raum und hat Gründe, warum manches gemacht wird und manches unterlassen wird. Klar wird außerdem, dass ausschließlich der Dialog und die Bereitschaft aller Beteiligten zu diesem den Methodenkonflikt wird beseitigen können. Die Interessen überschneiden sich sogar teilweise.
19:12 Uhr. Die Verspätung wurde mehr. Der Referent dieses Themas hat einen eigenen Stil. Ich kann zunächst nicht wirklich folgen, doch mit der Zeit entwickelt sich ein gutes Bild. Nicht der Beste Vortrag, den ich je hörte, aber es hatte sich dennoch gelohnt. Auch er wird von sehr kritischen Fragen verschont. Ist ja auch schon sehr spät.
21:22 Uhr. Den ersten Zug erwische ich garantiert nicht mehr. Stehen etwas zusammen und reflektieren. Klinke mich aber bald aus. Bin ziemlich müde. Bin ja auch schon seit fünf auf den Beinen. Freu mich auf die Heimfahrt.
22:46Uhr. Zuhause angekommen. Liege im Bett und bin mir sicher das Richtige zu tun. Auf jeden Fall!

„Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.“
Albert Schweizer


© Robert Koschnick
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