2024|Naturwacht: erster Dienstgang

4–6 Minuten

Um zur Prüfung zum Naturwächter antreten zu können benötige ich bis September noch 5 belegte Begleit-Dienstgänge mit einer erfahrenen Naturwächter*in.

2024-05-08|vom Rheindeltahaus aus

Nach der Arbeit mit dem Fahrrad zum Rheindeltahaus. Mein erster Begleitdienstgang. Bin gespannt. Freu mich!

Händeschütteln mit den Anwesenden. Es ist auch eine Biologin vor Ort. Zwischen uns am Boden wenig erfreuliches. Von der Biberbeauftragten des Landes wird gerade ein toter Biber vermessen, der überfahren wurde. Im Bregenzerwald bei Mellau. Genauer gesagt ein trächtiges Weibchen. Nachdem Gewebeproben entnommen wurden helfe ich dabei den Biber „einzutüten“ und dann in den Tiefkühler zu hieven. Dort bleibt er, bis die Laborergebnisse eingetroffen sind. Danach geht er den Weg allen irdischen Lebens. Durch thermische Einwirkung zerfällt er zu Staub – sprich es geht dann in die TKV (Tierkadaververwertung) Koblach.

Danach bekomme ich eine kurze Einführung in das Rheindelta-Bodensee-Gebiet und die Hauptaufgaben des Naturschutzvereins. Der Naturschutzverein Rheindelta wurde 1996 gegründet, um das Naturschutz- und Naherholungsgebiet Rheindelta als Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Menschen zu erhalten. Der Leiter der Naturwacht ist gleichzeitig auch der Geschäftsführer des Naturschutzvereins Rheindelta.

mein erster Begleit-Dienstgang

Jetzt kommen die Drahtesel zum Einsatz und das Rheindelta wird abgefahren. Ich lerne vorerst das Gebiet vom linken Rheindamm bis hin zum Rheinholz aus Sicht der Naturwacht kennen. Private Eindrücke habe ich ja bereits. Vorbei an Magerwiesen und üppigen Schilffeldern führt der Dammweg entlang des Bodenseeufers. Einige behördliche Altlasten in Form von Bewilligungen und der individuellen Auslegung derselben schmälern den Gesamteindruck nicht wesentlich: das Rheindelta ist ein Naturjuwel!

An diesem Tag darf ich lernen wie wertvoll die Böschungen der im Rheindelta existierenden Polderdämme sind und daher nicht betreten werden sollen. Schon gar nicht darf dort gepflückt werden. Ich lerne, dass die Sumpfschwertlilie im Gegensatz zur sibirischen Schwertlilie eher schwere Böden bevorzugt. Ich habe das erste Mal in meinem Leben bewusst einen Wiedehopf gesehen. Habe ein weiteres Revier eines Bibers entdeckt und kenne jetzt die Grenzen des Naturschutzgebietes Rheindelta deutlich besser.

Ich weiß jetzt, dass der Zugang zum Bodensee auch durch Privatgrundstücke laut Straßenverkehrsgesetz erlaubt ist: „Ein 10 m breiter Streifen am Ufer des Bodensees, ausgenommen Bauwerke, darf von Fußgängern auch ohne Einverständnis des Grundeigentümers jederzeit betreten werden. Im Bereich dieses Streifens ist es untersagt, den freien Zugang zum Bodensee durch Errichtung von Zäunen oder sonstigen Maßnahmen zu versperren oder zu behindern“.

Nur wenn es sich um Schutzzonen handelt ist dem nicht so. Aber dann darf niemand dieses Ufer betreten.

Neben all den neuen Informationen erhalten wir auch Einblicke in das Naturwächterleben in Form von festgestellten Übertretungen.

  • Zunächst fahren zwei Pkw den Weg entlang und beim Pumpwerk Fussach wenden diese wieder, um dann Richtung Tennisplätze davon zu fahren. Das Fahrverbot wird geflissentlich ignoriert. Ob sie uns gesehen haben?
  • Wir können im Fernglas einen blauen Pkw erkennen, wo eigentlich nur grün mit ein paar Farbtupfern sein sollte. Reintreten in die Pedale und elektrisch unterstützt sind wir dann recht flott dort. Der Wagen fuhr ins Fahrverbot und steht in einer Streuwiese (ganzjähriges Betretungsverbot). Smartphone zücken und Fotos machen. Mehr können wir jetzt nicht tun. Vom Besitzer keine Spur.
  • Gegen Ende der Tour kommt uns eine Frau entgegen. Etwa zehn Meter dahinter ein nach Luft japsendes und dennoch freudig mit dem Schwanz wedelndes Etwas in Form eines Terriers. Wir weisen die Dame auf die Leinenpflicht hin, erkennen aber auch, dass der Terrier mit dem Überleben beschäftigt ist und kein Interesse daran hat einen Kiebitz aufzustöbern.

2024-05-23|Neophyten – Freiwillig im Einsatz – mein zweiter Dienstgang

Invasive Arten machen auch vor Naturschutzgebieten nicht halt. Sehr problematisch wird es dort, wo für bestimmte Arten ein Naturschutzgebiet eingerichtet wurde und diese nun in Gefahr sind von den Neophyten verdrängt zu werden.

Neophyten (griechisch: neos = neu; phyton = Pflanze; Einzahl: Neophyt, Mehrzahl: Neophyta, eingedeutscht Neophyten)

Neophyten sind Pflanzen, die seit 1492 mit oder ohne bewusste Hilfe des Menschen in Gebiete gelangt sind, in denen sie natürlicherweise nicht vorkamen. Sie gehören zu den hemerochoren Pflanzen, während Pflanzen, die vor 1492 eingeführt wurden, als Archäophyten bezeichnet werden.

Viele Zier- und Nutzpflanzen, wie zum Beispiel die Kartoffel oder die Rosskastanie, gelangten so nach Europa.
Etwa 1‰ der Neophyten stellen heute in Europa ein erhebliches Problem dar. Dabei handelt es sich einerseits um Arten, die besonders ausbreitungsfreudig sind, ganze Lebensräume erobern und die heimischen Arten zurückdrängen, andererseits um gesundheitsgefährdende Arten.

Mehr über Neophyten (speziell in Vorarlberg) erfährst du HIER.

Eine mögliche Methode ist es diese aufkommenden Neophyten im Auftrag der Behörden zu beseitigen. Genau das wird im Bereich des natura2000-Gebietes Mehrerauer Seeufer – Bregenzerachmündung so ziemlich jeden Samstag im Monat beginnend im März/April bis hinein in den November gemacht. Entsprechend der vorkommenden Arten wird vorgegangen und wenn möglich samt Wurzel entfernt. Das Alles wird dann in Säcken an den Straßenrand gestellt und durch die Landeshauptstadt Bregenz der Müllverbrennung zugeführt.

Grünmüll von Neophyten darf keinesfalls auf herkömmlichem Weg entsorgt werden.

der Japanknöterich wird von mir mit viel Enthusiasmus samt Wurzel entfernt

Japanknöterich

Der Japanknöterich ist inzwischen im gesamten Naturschutzgebiet an Lichtungen und sonnigen Gebieten in Gewässernähe verbreitet und verdrängt bereits großflächig andere Arten.

Bei der Entfernung ist zu beachten, dass die Pflanze möglichst tief – idealerweise samt Wurzel – ausgerissen wird. Ein Teil der Pflanze wird zwar im boden verbleiben, doch wenn dies mehrfach hintereinander erfolgte, so hat der Japanknöterich längerfristig keine Chance und verkümmert.

Im Zuge dieser Aktion war es mir möglich noch einige wertvolle Informationen zu erhalten. Ich habe begonnen mich mit der Materie auseinanderzusetzen und habe durch diesen einen Vormittag einiges gelernt.

Hast auch du Interesse dich an der Bekämpfung der Neophyten zu beteiligen und mehr über Flora und Fauna am Bodensee zu erfahren?

Eine Teilnahme ist nicht bindend und du entscheidest auch kurzfristig wann dir ein Samstag möglich ist.

Melde dich bei Interesse unter natursamstage@vol.at oder der Telefonnummer 0650 3264400 mit dem Betreff Natur-Samstag an, um die jeweiligen Treffpunkte zu erfahren.

mehr Informationen: Natur-Samstag – eine Veranstaltung der Naturwacht Ortsgruppe Rheindelta-Bodensee.

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© Robert Koschnick

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