Graureiher – Challenge accepted

03. September 2023. Spätsommer oder Frühherbst? Heute definitiv noch Sommer. Das Thermometer wird heute noch an die 28°C klettern. Kann mir momentan egal sein. Ich bin bereits um kurz nach fünf Uhr morgens bei 16°C mit dem Pedelec los. Ziel Rheinmündung. Das rechte Rheinufer. Gestern war ich links. War nett, aber kein fotografisches Highlight.

Eine dunkle Wolke wandert schnell über den Himmel in Richtung der ersten goldenen Morgenschleier. Das typische Rauschen eines großen Vogelschwarmes dringt zu mir. Stare.

Ich trete weiter in die Pedale und komme bei den Schleienlöchern an. Ich habe mich heute für meine Barfußschuhe entschieden. Der Morgentau der an den Gräser haftet durchdringt bereits das Material und kühlt meine Haut. Egal. Heute werden meine Füße auf jeden Fall nass. Zuerst das Rheinhochwasser (Link). Dann der Bodensee. Innerhalb 48 Stunden ist er um etwa einen Meter gestiegen.

Der erste Weg ist bereits überflutet. Halte kurz inne. Soll ich? War schon einmal mit dem Rad gestürzt. Ein Ast blockierte die Räder. Ein Zahn musste gezogen werden. Brauche ich nicht nochmal … Ich steige ab und schiebe das Rad. Es wird tiefer. Ich stelle das Rad ab und stakse am Schilfrand entlang. Das Wasser schon deutlich über den Knöchel.

Etwa 150 Meter vor mir sehe ich etwas. Der Blick durch das Monokular ergibt: zwei Graureiher. Erfahrungsgemäß fliegen sie davon, bevor ich in fotografisch interessanter Distanz bin. Egal. Der Weg führt mich direkt darauf zu.

Challenge formatfüllende Aufnahme eines Graureihers – accepted!

Langsam bewege ich mich in Richtung der Vögel. Die ersten Lichtzungen tasten sich über das Wasser und erreichen den ersten Graureiher. Phantastisch. Tolle Stimmung. WOW! Nur leider viel zu weit weg … Der Graureiher war anderer Meinung. Er breitet seine Schwingen aus und mit einem verächtlich klingendem „kräich“ erhebt er sich und fliegt davon …

Das war was mit „X“. Nein, nicht das des Egozentrikers, sondern mein persönliches niX.

Ich blicke zum Zweiten Graureiher. Er ist noch da. … hmmm … Meistens fliegen alle davon, wenn einer sich in die Federn macht. Fast schon nachlässig nähere ich mich ihm. Der Graureiher stakst etwas weiter weg, lässt sich ansonsten aber von mir nur wenig stören. Er scheint unbeeindruckt. Fast schon … hmmm … der wird doch nicht?

Ich beobachte wie sich der Reiher einen Regenwurm schnappt, in die Luft wirbelt und dann schluckt. Dann noch einen und noch einen. Zwischendurch widmet er sich spielerisch einem Ästchen. Da wird mir klar: Jungvogel!

Das erklärt auch die Nähe, die er mir ermöglicht. Inzwischen habe ich ihn bereits so groß im Sucher, dass ich ihn anschneide.

Tack – Tack-Ta-Ta-Ta-Tack-Tack – Tack …

Das Kamerageräusch irritiert eher mich, als den Graureiher. Er ist keine 15 Meter entfernt. Ich gehe in die Hocke. Bei diesem Versuch dippe ich kurz meinen Allerwertesten in das inzwischen bis ans Knie gehende Wasser. Sh.t! Egal! Der Prozessor ist schon warm gelaufen. Mir wird warm ums Herz. Was ist da schon eine unterkühlte Hinterseite! Ich jage eine Serie nach der anderen durch die Pins auf der SD-Karte. Ich weiß: dieser Moment kommt nicht wieder und ich habe beschlossen ihn zu genießen! Ich habe beschlossen das Geschenk von Mutter Natur auszukosten, denn allzu oft ist sie nicht so großzügig.

Challenge: accomplished!

Fakten zum Graureiher erhältst du auf Wikipedia – die freie Enzyklopädie:

Im Spätsommer und Frühherbst sind bereits einige Jungtiere alleine unterwegs. Diese sind unerfahren und teilweise sehr neugierig. Das verleitet natürlich dazu sich ihnen zu nähern. Es ist wichtig, sich entsprechend dem Tierwohl zu verhalten. Das Tier muss immer mindestens einen Fluchtweg offen haben. Bewegen Sie sich langsam und möglichst geräuschlos. Schnelle, hektische Bewegungen lösen in der Regel eine Flucht aus. Freuen Sie sich über dieses Geschenk und nähern Sie sich – wenn überhaupt – schrittweise an, aber niemals in Reichweite. Bei mir endet es ungefähr bei 10 Metern. Wenn sich das Tier von selbst weiter annähert, halten Sie den Atem an und genießen Sie den Moment.

Ganz wichtig: In Schutzgebieten immer auf den Wegen bleiben und die Nahzone der Wege nie verlassen!

Ich bin die gesamte Zeit bei diesen Aufnahmen auf dem Weg geblieben, auch wenn dieser überflutet war.

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© Robert Koschnick

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5 Antworten zu „Graureiher – Challenge accepted”.

  1. Sehr schöne Bilder. Ich genieße es auch sooo sehr den Reihern zuzuschauen. An der Rotachmündung treffe ich sie eigentlich immer an. Und gefühlt hab ich wohl schon ca. eine Million Bilder gemacht 😂😉
    Ich schicke Dir herzliche Grüße und wünsche weiterhin viel Spaß beim birdwatching
    Daniela 😊🙋‍♀️

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    1. Danke liebe Daniela … ich finde es sind faszinierende Vögel … so stoisch sie manchmal wirken, können sie auch sehr durchsetzungsstark sein .. habe ich schon mehrfach beobachtet und auch fotografiert … einmal konnte ich fotografieren, wie sich so ein Graureiher ein Schwanenküken schnappte, ertränkte und dann versuchte sich einzuverleiben … es war dann zu groß für ihn, jedoch am nächsten Tag war wieder einer dort, der es abermals versuchte … und ja – ich habe jede Menge Graureiherbilder … aber noch nie von so extrem nah ….
      Wünsche dir auch viel Freude beim birdwatching und fotografieren … sg.Robert

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      1. Ja…so friedlich wir die Natur auch oftmals empfinden. Sie kann ( aus unserem Blickwinkel) oft auch ganz schön grausam sein.
        Und so ungern ich das auch höre ( und sehe) , der Tod ist ein Teil des Lebens und Durchsetzungskraft ist ebenso eine Notwendigkeit wie stoische Ruhe, wenn das Leben als Ganzes seinen Gang gehen soll. Auf jeden Fall aber bin ich auch ein echter Reiher – Fan, egal von welcher Seite ich sie betrachte …und ich könnte ihnen stundenlang zusehen 😊
        Ich bin gerade in Krauchenwies und schicke dir ganz herzliche Grüße aus dem Vogelschutzgebiet .
        Bis ganz bald
        Daniela 😊🙋‍♀️

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