Isla del Sol
domingo, siete junio 1998 – 08:00
Um kurz vor eins verabschiedete ich mich dann von allen. Tamara gab mir noch Adressen und Telefonnummern. Sicherheitshalber. Wenn alles klappt sehen wir uns in ein paar Tagen wieder. Pilar versprach nachzukommen, wenn sie frei bekommen würde. Dann ging es los zur „Isla del Sol“. Nach eineinhalb Stunden mit der Fähre und guten 70 Metern Steintreppe habe ich mein erstes Etappenziel erreicht. Isla del sol. Sonneninsel. Den Sagen nach soll hier der Sonnengott INTI den ersten Inca erschaffen haben.
Ich wandte mich zunächst nach Norden. Die Höhe machte mir zu Schaffen. Ich brauchte viele Pausen. Hatte einen Druck im Kopf. Doch der Phantastische Ausblick entschädigte für so manche Mühsal. Ich setzte mich in ein kleines Restaurant auf dem Bergrücken und trank zwei Tassen Coca-Tee. Dann ging es wieder. Dort gab man mir auch die Auskunft, dass Zelten fast überall möglich wäre. Ich konnte mich schon erstaunlich gut mit den Indigenas hier unterhalten.
Auszug aus meinem Tagebuch
Die isla del Sol ist etwa 1 Kilometer von Copacabana entfernt und voller Incaruinen. Mehr über die Sonneninsel erfährst du wie immer auf Wikipedia.

Mein Weg führt zunächst an der Westflanke entlang. Zumeist am Bergrücken. Zum Übernachten suche ich mir einsame Buchten. Nur bleiben einige nicht einsam. Zweiter Tag. Habe gerade mein Zelt aufgeschlagen. Ein halbes Dorf samt Vieh zieht vorbei. Geradewegs bei meinem Zeltplatz treiben sie das Vieh ins Wasser zum tränken.
Lunes ocho junio 1998 – ocho y veinte
… da kamen schon die ersten Menschen mit Schafen und Eseln. Mir wurde plötzlich klar, dass ich meinen Zeltplatz nicht mehr verlassen darf. Denn das würde bedeuten die Schafe und Esel könnten ein ziemliches Durcheinander anrichten. Ganz zu Schweigen von Menschen. Also war ich an meinen Zeltplatz gefesselt bis alle wieder verschwanden. Leider taten sie mir diesen Gefallen nicht, sondern wurden sogar ziemlich neugierig und aufdringlich. Erwachsene wie Kinder fragten mir Löcher in den Bauch, wollten mein Zelt von Innen sehen und gar das Eine oder Andere als Geschenk. Die wachen, alles begutachtenden Augen verunsicherten mich. Erst als es dunkelte verzogen sich alle wieder Richtung Dorf, das hinter dem Hügel lag. Ich spielte mit dem Gedanken den Platz zu wechseln, doch im Dunkeln ohne Ortskenntnisse könnte das Gefährlich sein.
Auszug aus meinem Tagebuch
Ich bin mir sicher, dass wenn ich nicht aufgepasst hätte, wäre das Eine oder Andere flugs verschwunden. Zum Ersten Mal fühle ich mich wirklich bedroht. Bin verunsichert und kurz davor doch noch den Platz zu wechseln. Ich entschließe mich diese Nacht nicht im Zelt zu schlafen sondern etwas abseits in einer Kule hinter einem Gebüsch. Gehe davon aus, dass es auf dieser Insel keine Pumas gibt, vor denen ich Respekt haben sollte. Auf dieser Insel geht die größte Gefahr wohl vom Menschen aus. Ich habe inzwischen genug von verschwundenen Touristen gehört. Ich will ganz sicher nicht dazu zählen.
Ich lag komplett angezogen mit meinem Messer griffbereit in der Hose. An Schlaf war nicht zu denken. Beim kleinsten Geräusch schon schreckte ich auf. Gegen Morgen begann ich zu frieren. Scheiße war ich fertig! Beim Morgengrauen verließ ich hungrig und überhaupt nicht ausgeschlafen den Platz. Eine Stunde später bekam ich bei einem Laden etwas zu Essen. Weitere zwei Stunden später fand ich eine Bucht und blieb.
Jetzt bin ich froh dass nichts passiert ist. Was ein zuviel an Phantasie doch alles anrichten kann! Ich dankte allen meinen Schutzgeistern und beschloss zukünftig beim Schlafen im Zelt immer mein Messer am Gürtel zu tragen.
Auszug aus meinem Tagebuch
Wo ich jetzt genau bin weiß ich nicht. Die Karte ist sehr ungenau. Irgendeine Bucht. Ich genieße es alleine zu sein. Denke an SIE. Denke an Familie und Freunde. Werde wehmütig. Denke wieder mal über mein Leben nach. Über mein bisheriges Dasein. Über meine Beziehungen. Zu meinem Vater. Meiner Mutter. Zu IHR. Sitze eigentlich den ganzen Nachmittag vor meinem Zelt und schau über die Bucht in die Ferne. Genieße diese Stille. Die Weite. Fange an meine Gedanken schweben zu lassen. Mal hierhin. Mal dahin. Es ist schön einfach zu sein …













miércoles, el décimo de junio 1998 – 08:30
In der Nähe meines Camps wird eine barka (ein Holzboot) gebaut, sowie ein Haus. Am späteren Nachmittag jedenfalls tauchen ein paar Männer auf und beginnen das Boot zu teeren. Es kam einer der Arbeiter zu mir und sprach mit mir und fragte ob ich helfen könnte das Boot umzudrehen. Ich half natürlich gerne. Prompt wurde ich eingeladen Chicha zu trinken. Ich war ehrlich und berichtete von meinem ersten Erlebnis und erntete viel Gelächter.
Kurz danach findet mich Pilar. Wir unterhalten uns auf Spanisch. OK – nicht wirklich fließend, aber sie spricht nur Spanisch und so bleibt mir nichts anderes übrig. Wir genießen zusammen den Sonnenuntergang und lauschen der Stille die sich beim Dunkelwerden breit macht. Es war ihre erste Übernachtung in einem Zelt. Das wollte sie schon immer mal machen. Heute morgen ist sie früh wieder aufgebrochen. Sie hatte es sichtlich genossen. Doch heute Abend muss sie wieder arbeiten. Ich verspreche ihr, dass ich so in drei, vier Tagen nochmals bei ihr in der Bar vorbeischaue.
Auszug aus meinem Tagebuch
Für mich wird es auch wieder Zeit weiter zu gehen. Schon bald komme ich an der nächsten Inkaruine vorbei. Komme mir vor wie in einer anderen Zeit.
Zwei Tage später befinde ich mich wieder auf einem Boot zurück nach Copacabana. Zurück zu Teatro Duende.

superentspannt
Hat mir gut getan. Konnte mich schonend an das wandern in dieser großer Höhe vorbereiten. Gleichzeitig die Ruhe, diese Weite und Beschaulichkeit an einem Ort jenseits aller Hektik in mich aufsaugen. Dieser Ort ist auf jeden Fall etwas besonderes für mich. Spirituell. Ja. Hier muss Inti den ersten Inca geschaffen haben …..
Vergessen das Erlebnis ganz am Anfang. Bis auf das Messer. Die gesamte restliche Reise trug ich es versteckt in der Hose. Sicherheitshalber …..

Stupide Hetzparolen, Behauptungen ohne Substanz, Badnews überall, militante Glaubens-Fanatiker, Korruption getarnt als Lobbyismus, lügende Klimaleugner, grausame Tierabschlachter, narzistische Populisten, Extremisten von Links und Rechts, Verrohung der Sprache und des Denkens, Chaos verursachende Terroristen, die Welt in Geiselhaft nehmende Autokraten, menschenverachtende Regime, umweltzerstörende Ignoranten, …. machen dir zu schaffen?
«Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt!»
Sophie Scholl
Schaffe und suche dir einen Ausgleich dazu. Schaffe dir Ziele, Träume und Visionen. Sei Wachsam und Aufmerksam. Unterstütze Menschen die die Tatenlosigkeit in Aktion umsetzen – verbal und monetär. Verbreite die Botschaften von Gruppierungen, die daran arbeiten die Welt ein Stückchen besser zu machen. Verschaffe denen Gehör die sonst nie gehört werden und unterstütze diejenigen, die Demagogen und Extremisten verstummen lassen.

© Robert Koschnick
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